Die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung lassen das Gastgewerbe nicht los. Während in Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien und in vielen Ostblockländern fast schon wieder Normalität herrscht, kommt die Wirtschaft in Deutschland nicht zur Ruhe. Hier einige aktuelle Entwicklungen. Bleiben Sie am Ball.
Gastgewerbe
- Von den ursprünglich 1,8 Mio. Beschäftigten im Gastgewerbe sind nach Angaben des DEHOGA rund 160.000 im Mai 2021 nicht mehr zurückgekehrt. Im Lockdown haben also fast 9 Prozent die Branche gewechselt. Das führt bei Hotels und Restaurants zu einem spürbaren Fachkräftemangel. Betriebe müssen daher schließen, ihre Öffnungszeiten kürzen oder Ruhezeiten erhöhen. Das wird dann schleichend zu geringeren Umsätzen führen. Daher ist eine Rekrutierungsoffensive notwendig.
- Zu Unsicherheit im Gastgewerbe führt auch der Umgang mit Ungeimpften. Sollen Hotels und Restaurants die diskriminierende 2G-Regel anwenden oder bei 3G bleiben? In Hamburg optieren viele Clubs, Bars und Diskotheken für die von der Politik offerierten Freiheitsrechte. Andere bleiben standhaft und fürchten bei 2G Umsatzausfälle, wenn die Outdoor-Saison vorbei ist. Die Sorge ist nicht unberechtigt, denn die Ungeimpften stellen noch eine nicht zu unterschätzende Marktmacht dar. Auch könnten Geimpfte aus Solidarität mit ihren ungeimpften Kindern und Familienmitgliedern auf Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen verzichten. Zudem ist die Kontrolle von 2G teuer.
Wirtschaft Allgemein
- Überbrückungshilfe III Plus: Noch ist nicht entschieden, ob die Corona-Förderung aus diesem Programm bis zum 31.12.2021 verlängert wird. Wirtschaftsminister Peter Altmaier soll sich nach Medienberichten zumindest dafür stark machen. Bis zum 24.8. haben bereits 375.000 Unternehmen Überbrückungshilfe beantragt. 87 Prozent davon wurden mit insgesamt 24 Mrd. Euro bewilligt. Ausgezahlt wurden 18 Mrd. Euro. Anträge können nach derzeitigem Stand noch bis zum 31.12.2021 eingereicht werden.
- Erlöseinbußen: Nach Angaben der KfW sind im Frühsommer von den 3,8 Mio. mittelständischen Betrieben in Deutschland rund 40 Prozent von den Corona-Folgen besonders betroffen. 2020 waren es noch 66 Prozent. 24 Prozent verzeichneten einen Rückgang ihres Eigenkapitals. Besonders leiden mussten kleine Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten. Dagegen verzeichnen die DAX-Unternehmen Rekordgewinne.
- Preissteigerungen: Nach einer aktuellen DIHK-Umfrage klagen 83 Prozent der 3.000 befragten Unternehmen über Preissteigerungen und Lieferprobleme. Mangelware sind nach wie vor Halbleiter, Stahl, Aluminium, Kupfer, Holz und Verpackungen. 53 Prozent der Befragten rechnen nicht mit einer schnellen Besserung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Importpreise z. B. für Rohstoffe im Juni gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit der zweiten Ölkrise 1981. Kein Wunder, dass in Deutschland die Erzeugerpreise im Juli ebenfalls stark gestiegen sind, und zwar um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 67 Prozent der in der DIHK-Studie befragten Unternehmen wollen daher diese Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben. Es ist daher zu erwarten, dass die Verbraucherpreise von 3,8 Prozent nicht nur temporär weiter steigen werden. Die steigenden Lohnkosten in China und auch bei uns werden diesen Effekt weiter verstärken (Lohn-Preis-Spirale).
- Geschäftsklima: Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen trübt sich der ifo-Geschäftsklimaindex im August ein. Er sinkt von 100,7 auf 99,4. Getragen wird der zu erwartende leichte Aufschwung im zweiten Quartal 2021 von 1,6 Prozent vor allem durch den Binnenmarkt. Die Leute haben einen großen Konsumnachholbedarf und verreisen innerhalb Deutschlands. Ein Großteil des deutschen BIP-Wachstums basiert auf den explodierenden Erlösen von Biontech. Der Impfstoffhersteller erwartet für 2021 ein Umsatz von 16 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahresumsatz von 480 Mio. Euro ist das ein Plus von 15,5 Mrd. Euro. Das sind dann rein rechnerisch 0,45 Prozent von 330 Billionen Euro, dem deutschen Bruttoinlandsprodukt 2020.
- Staatshaushalt: Die Bundesregierung versucht durch Förder- und Konjunkturprogramme und zunehmende staatliche Intervention dagegenzuhalten. Das lässt die deutsche Staatsverschuldung weiter ansteigen. Im ersten Halbjahr 2021 betrug das Haushaltsloch 80,9 Mrd. Euro. Das ist das zweithöchste Defizit nach der Wiedervereinigung. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand beträgt damit in Deutschland bereits 2,2 Billionen Euro. Unter Einbeziehung der impliziten Schulden aus Pensionsansprüchen liegt die wahre Verschuldung laut Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg bereits über 14 Billionen Euro.
Autor: Dr. Michael A. Peschke
copyright hoga-professional.de