Krisenszenario

Was kommt auf das Gastgewerbe zu?

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Eine Krise löst die andere ab. Während die Corona-Einschränkungen diese Woche aufgehoben wurden, frisst sich die Inflation so allmählich bis zum Salatblatt durch. Vor wenigen Tagen hat Aldi Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent angekündigt. Gleichzeitig gibt es Lieferengpässe bei Material und Lebensmitteln. Hoteliers und Gastronomen müssen sich daher fragen, wie das geschehen konnte und wie es weitergeht. Jeder muss für sich ein Krisenszenario entwickeln und sich dann darauf unternehmerisch vorbereiten. Je nach Interpretation und strategischer Ausgangslage kann das neutral, optimistisch oder pessimistisch sein. Notwendig dafür sind aber gute Informationen (auch abseits der Mainstream-Medien) und ein ökonomisches Grundverständnis.

Inflationszahlen

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im März 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,1 Prozent gestiegen, in der Eurozone im Schnitt um 7,5 Prozent, bei unseren Nachbarn in den Niederlanden sogar um 12,3 Prozent. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass die Verbraucherpreise nach einem Verbraucherpreisindex gemessen werden, der die tatsächliche Inflation tendenziell und politisch gewollt zu niedrig ausweist. Der Begriff Inflation kommt vom lateinischen Wort „inflare“ und heißt „aufblähen“. Inflation haben wir demnach immer, wenn die Geldmenge stärker steigt als die Gütermenge. Und das tut sie seit der Finanzkrise 2008 in einem erschreckenden Ausmaß. Jeder spürt auch, dass die Preise stärker steigen als im offiziellen Preisindex ausgewiesen. Bei Aktien, Immobilien und Energie sind die Preise in den letzten Jahren geradezu explodiert. Nun erfasst es die Lebensmittel. Und es nicht der Ukraine-Krieg allein, der dafür verantwortlich ist. Es ist vor allem die von den Südländern dominierte EZB.

Geldmengenausweitung

Der frühere Chef des ifo-Instituts Professor Hans-Werner Sinn hat die Zusammenhänge der Inflationsgefahr in seinem neuen Buch „Die wundersame Geldvermehrung“ im Detail und sehr anschaulich dargestellt. Grundlage allen Übels ist die extreme Ausweitung der Geldmenge durch die EZB, die sich in den letzten zwei Jahren der Corona-Krise noch beschleunigt hat. Durch verschiedene Programme zum Ankauf von Staatsanleihen beträgt der Geldüberhang in der Eurozone mittlerweile rund sechs Billionen Euro. Hinzu kommt die anhaltende Nullzinspolitik der EZB, die die hochverschuldeten südeuropäischen Staaten über Wasser hält, aber vor allem die deutschen Sparer indirekt enteignet.

Umlaufgeschwindigkeit

Nach Auffassung von Hans-Werner Sinn hat die Geldflut die Realmärkte bisher noch nicht erreicht, weil viel von dem neuen Geld vor allem auf deutschen Bankkonten gehortet wird. Die Bundesbürger haben unfassbare drei Billionen Euro an Bargeld sowie Sicht- und Tagesgeld. Hinzu kommen noch rund 600 Milliarden an Sparguthaben, und das bei Minuszinsen! Sollte aber die Ausgabenfreude nach dem Ende der Corona-Beschränkungen jetzt auch aufgrund zunehmender Inflationserwartungen steigen, besteht die Gefahr einer Superinflation. Man wird dann das Geld schnell in Sachwerte tauschen wollen, so wie das aktuell in der Türkei geschieht. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wird zunehmen.

Verstärker der Inflation

Man kann der EZB den Großteil dieser Entwicklung, aber nicht alles in die Schuhe schieben. Die Inflation wird nicht nur vom Geldüberhang (Nachfrage), sondern auch von einer Verknappung der Angebote und von weiteren Verstärkern angeheizt.

  • Erzeugerpreise: Die Preise der Hersteller gewerblicher Produkte, die als Frühindikatoren gelten, sind im März 2022 um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das ist der höchste Wert seit 1949.
  • Importpreise: Sie waren im Februar um 26,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Fällt der Euro gegenüber dem Dollar steigen die Importpreise.
  • Lohn-Preis-Spirale: Der Mindestlohn soll um rund 25 Prozent steigen. Auch in anderen Branchen zeichnen sich erhebliche Lohnerhöhungen ab, die dann wiederum die Verbraucherpreise treiben.
  • Lieferketten: Die globalen Lieferketten, vor allem die Handelswege aus China und den USA, sind noch immer und schon wieder massiv gestört. Es herrscht nach wie vor Knappheit an Waren und Transportmöglichkeiten.
  • Energie: Der Ukraine-Krieg hat den Druck auf die Gas- und Ölpreise nochmals verschärft. Sogar Lieferstopps sind nicht auszuschließen.
  • Produktionsstopp: Das Angebot an Produkten und Dienstleistungen ist nicht nur durch fehlende Rohstoffe, sondern auch durch die Corona-Maßnahmen reduziert. Quarantäne und Fachkräftemangel lassen die Produktion sinken.
  • Politische Kostentreiber: Nicht zuletzt sind staatliche Abgaben, bürokratische Regeln und dirigistische Eingriffe direkt verantwortlich für z. B. steigende Energiepreise.

Summa Summarum

Alles in allem bedeutet eine zu befürchtende Superinflation für Hoteliers und Gastronomen, dass große Teile der Bevölkerung immer weniger verfügbares Einkommen für Reisen und Restaurantbesuche haben werden. Andererseits gibt es noch eine breite und gut begüterte Mittelschicht, die das Leben nach der harten Corona-Zeit vermutlich erst einmal genießen will. Bei den Unternehmen, die von den steigenden Energie- und Materialpreisen betroffen sind, werden Kostensenkungsprogramme auch Geschäftsreisen, Geschäftsessen und Veranstaltungen betreffen. Die Auswahl Ihrer Zielgruppe wird also wichtig.

Hoteliers und Gastronomen sind aber auch selbst von hohen Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten betroffen. Welche Strategien hier greifen können, behandeln wir auch in den nächsten Wochen.

Autor. Dr. Michael A. Peschke

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