Schon der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter wusste um die Kraft der schöpferischen Zerstörung, die durch Innovatoren ausgelöst wird. Gemeint ist damit der von First Movern hervorgerufene Zyklus von Aufstieg, Marktführerschaft und Niedergang von Unternehmen im Wettbewerb. Motel One ist dafür ein gutes Beispiel.
Erfolgsfaktoren
Die deutsche Hotelkette wurde 2000 von Dieter Müller gegründet, der zuvor bei der französischen Accor-Kette gearbeitet hat. Das Erfolgskonzept des von ihm geprägten Segments der Budget-Design-Hotels beruht neben einer guten Lage vor allem auf einem niedrigen Preis (Low Budget) kombiniert mit einem hochwertigen Design.
- Niedriger Preis: Die Zimmer sind klein, aber so geschickt gestaltet, dass sie dem Gast größer erscheinen. Das schafft mehr Zimmer und Umsatz pro Fläche. Für den Aufenthalt gibt es dann als Gegenleistung und Mehrwert ein großes schickes Foyer. Hinzu kommen digitalisierte Geschäftsprozesse, die Personalkosten immer weiter reduzieren und dem technikaffinen Gast gleichzeitig Bequemlichkeitsvorteile bieten.
- Modernes Design: Bei Motel One merkt man nicht, dass man in einem Budget-Hotel ist. Das Design (Farben, Möbel und Ausstattung) erweckt den Eindruck einer höheren Preisklasse. Markenzeichen ist bis heute die Farbe Türkis, die sich auch im Logo findet und die auf den berühmten Egg Chair von Anne Jacobsen zurückgeht.
Der Erfolg von Motel One in einem sonst schwierigen Hotel-Markt gibt dem Gründer Recht. Mittlerweile gibt es 96 Hotels in 13 Ländern mit über 27.000 Zimmern. Der Umsatz lag 2023 bei 852 Mio. Euro. Das ist ein Plus von über 30 Prozent gegenüber 2022. Der Gewinn vor Steuern betrug 2023 156 Mio. Euro, was eine Verdopplung gegenüber 2022 bedeutet. Die durchschnittliche Zimmerauslastung lag 2023 bei 72 Prozent (+8 Prozentpunkte gegenüber 2022). Das ist viel, bietet aber noch ausreichend Wachstumspotenzial im Bestand.
Nachahmer
Erfolg schafft immer auch Begehrlichkeiten und Nachahmer. So steigt aktuell die Hilton-Gruppe in das Segment der Budget-Design-Hotels ein. Unter dem Label „Spark by Hilton“ gibt es in Stuttgart ab Oktober 2024 ein erstes Pilothotel. 50 weitere Häuser sollen folgen. Bereits 2017 wurde mit „the niu“ eine moderne und dynamische Konkurrenz zu Motel One gegründet. Unter dem Dach der britischen Intercontinental Hotel Group (IHG) soll nun eine weitere Wachstumsphase eingeläutet werden. Auch ein zweiter britischer Hotel-Konzern, die Whitebread-Gruppe, setzt mit bisher 58 „Premier Inns“ auf die Budget-Design-Sparte.
Neben Preis und Design als Kernerfolgsfakoren etablieren die Nachahmer weitere Services wie Co-Working Spaces und 24-Stunden-Supermärkte. Für mittelständische Hoteliers und Gastronomen sind diese Best-Practice-Beispiele ein Ideensteinbruch für eigene Wege, auch wenn nicht so viel Kapital für Investitionen zur Verfügung stehen..
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