Laborfleisch

Neuer Trend in der Gastronomie?

iStock, nevodka

Laborfleisch, auch als kultiviertes oder In-vitro-Fleisch bekannt, ist ein Trend in der Fleischproduktion, der in den letzten Jahren zunehmend auch aufgrund der populären vegetarischen und veganen Lebensweisen an Bedeutung gewonnen hat. Die Gastronomie bietet Gerichte auf Basis von Laborfleisch bereits vereinzelt an. Doch der große Durchbruch ist noch nicht erfolgt. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage.

Grundlagen

Laborfleisch (Clean Meat) wird durch Gewebezüchtung im Labor hergestellt, ohne dass dafür Tiere geschlachtet werden müssen. Der Produktionsprozess hat vier Schritte:

  1. Entnahme von Stammzellen aus dem Muskelgewebe eines lebenden Tieres,
  2. Vermehrung dieser Zellen in einem Nährmedium in einem Bioreaktor,
  3. Differenzierung der Zellen zu Muskelzellen,
  4. Wachstum der Zellen zu einer größeren Fleischmasse auf einem Trägergerüst.

Das Ziel ist es, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab herzustellen. Die GEA Group aus Düsseldorf bietet z. B. industrielle Bioreaktoren für Laborfleisch.

Vorteile

Die Anbieter von Laborfleisch setzen in ihrer Argumentation vor allem auf ökologische Aspekte und sprechen damit vor allem kritische jüngere Generationen an.

  • Tierwohl: Reduziert Tierleid durch weniger Schlachtungen. Eine einzige Zellprobe könnte für die Produktion von bis zu 10 Tonnen Fleisch ausreichen.
  • Umweltschutz: Potenziell geringerer Land- und Wasserverbrauch sowie mögliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 78-96%.
  • Gesundheit: Geringeres Risiko für lebensmittelbedingte Krankheiten aufgrund kontrollierter Produktionsbedingungen. Möglichkeit zur Optimierung des Nährwertprofils, z.B. durch Anreicherung mit Omega-3-Fettsäuren.
  • Lebensmittelsicherheit: Potenzielle Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes. Kontrolliertere Produktionsbedingungen im Vergleich zur traditionellen Tierhaltung.

Nachteile

Die traditionelle Fleischbranche wehrt sich mit allen Kräften gegen Laborfleisch. Denn es geht um viel Geld und die Deutungshoheit.

  • Technologische Herausforderungen: Schwierigkeiten bei der Skalierung der Produktion. Hoher Energieverbrauch bei der Herstellung.
  • Kosten: Derzeit noch deutlich teurer als konventionelles Fleisch.
  • Regulatorische Hürden: In vielen Ländern, einschließlich der EU, noch nicht zugelassen. Einige Länder wie Italien haben bereits Verbote erlassen.
  • Verbraucherakzeptanz: Skepsis bezüglich “unnatürlicher” Herstellung sowie Bedenken beim Geschmack und der Textur.
  • Nährstoffe: Möglicher Mangel an essenziellen Nährstoffen wie Eisen, Zink und Vitamin B12.
  • Umwelt: Widersprüchliche Studien zur tatsächlichen Umweltbilanz. Möglicherweise höherer Energieverbrauch als bei konventioneller Fleischproduktion.

Etablierte Marktführer

  • GOOD Meat (Eat Just): Erhielt als eines der ersten Unternehmen die Zulassung für den Verkauf von kultiviertem Hühnchenfleisch in den USA im Juli 2023. Plant den Bau einer Großanlage, die jährlich bis zu 13 Millionen Kilogramm Kunstfleisch produzieren soll.
  • Upside Foods: Ebenfalls eines der ersten Unternehmen mit FDA-Zulassung für kultiviertes Hühnchenfleisch in den USA. Betreibt eine Produktionsanlage namens EPIC, die über 22.000 kg kultiviertes Fleisch pro Jahr herstellen kann.
  • Mosa Meat: Pionier der Branche, der 2013 den ersten laborgewachsenen Burger präsentierte. Fokussiert auf die Entwicklung von kultiviertem Rindfleisch.

Aufstrebende Unternehmen

  • Aleph Farms: Spezialisiert auf die Herstellung von kultivierten Rindersteaks. Erreichte 2021 einen Meilenstein als erstes Unternehmen, das ein kultiviertes Steak aus Tierzellen produzierte.
  • Future Meat Technologies: Entwickelt eine Reihe von kultivierten Produkten, darunter Huhn und Rind. Bekannt für seine kosteneffektive und skalierbare Technologie.
  • Meatable: Nutzt eine proprietäre Technologie namens opti-ox, die den Einsatz von fötalem Kälberserum überflüssig macht. Bereitet sich auf einen Einzelhandelsstart in Europa vor.

Großkonzerne 

  • JBS: Der weltweit größte Fleischproduzent baut die bisher größte Produktionsanlage für kultiviertes Fleisch in Spanien. Plant eine jährliche Produktion von etwa 1.000 Tonnen kultiviertem Fleisch, erweiterbar auf 4.000 Tonnen.
  • Tyson Foods: Einer der größten Fleischproduzenten weltweit mit Investitionen in den Bereich des kultivierten Fleischs.

Trotz vielversprechender Fortschritte steht Laborfleisch noch vor erheblichen Herausforderungen. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob es sein Potenzial als nachhaltige und ethische Alternative zu konventionellem Fleisch voll ausschöpfen kann.

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