03.04.2025

Crasht Trump das Welthandelssystem?

Das Mar-a-Lago Abkommen bringt Licht ins Dunkle

iStock, rarrarorro

Auch für das Gestgewerbe könnte der 2. April ein denkwürdiger Tag werden. Donald Trump hat wieder einmal alle überrascht. Er verkündete reziproke Zölle gegen viele Länder, die es in dem Umfang im Welthandel seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Auf einer Tafel zeigte Trump, welche Länder wie viele Zölle gegen die USA verhängen und wie die Weltmacht zurückschlägt. Die Börsen reagieren darauf weltweit mit Kursstürzen.

Trumps Tafel

Auf den ersten fünf Positionen standen China mit 67 Prozent (Tariffs charged to the USA) und 34 Prozent (USA Discounted Reciprocal Tariffs), gefolgt von der EU (39 Prozent und 20 Prozent), Vietnam (90 Prozent und 46 Prozent), Japan (46 Prozent und 24 Prozent) sowie Indien (52 Prozent und 26 Prozent). Die neuen US-Zölle setzen sich aus einem Basiszoll von 10 Prozent (ab 5.4.) und weiteren Extrazöllen (ab 9.4.) zusammen. 

Dabei ist zu beachten, dass die Position "Tariffs charged to the USA" nicht den reinen Zolltarif eines Landes beinhaltet. So hat Vietnam nicht etwa einen Importzoll für US-Güter von 90 Prozent. Die Zahl ergibt sich vielmehr stark vereinfacht eher als prozentuale Differenz zwischen den jeweiligen Zollimporten. Importiert ein Land z. B. nur 10 Mrd. Dollar aus den USA, die USA aber 100 Mrd. Dollar aus diesem Land, so ist das Defizit aus US-Sicht 90 Mrd. bzw. bei dem Zahlenbeispiel auch 90 Prozent. Dieser Kunstgriff beinhaltet - so die Argumentation des Trump-Teams - auch alle nicht-tarifären Handelshemmnisse, treibt aber aus Sicht der USA den Deal-Preis nach oben.

US-Präsident Donald Trump rief gleichzeitig den Notfall auf der Grundlage des International Emergency Economics Powers Act (IEEPA) von 1977 aus. Er sieht die USA als belogenes, betrogenes und vergewaltigtes Opfer und Handelspartner als ausländische Plünderer, die den amerikanischen Traum zerstört haben. Für ihn ist das Ende der Globalisierung gekommen.

Für Deutschland wäre das neue Zoll-Programm ein wirtschaftlicher Tiefschlag. Doch was steckt hinter Trumps erratischem Handeln? Geht es wieder nur um den kurzfristigen Big Deal oder gibt es eine übergeordnete langfristige Strategie?

Strategiepapier

Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich Trumps Minister und Berater im Original anhören. Was in deutschen Mainstream-Medien kaum thematisiert wird, ist ein Strategiepapier von Stephen Miran, Vorsitzender des Wirtschaftsrates von Donald Trump und Strategieberater von Hudson Bay Capital. Die 40-seitige Ausarbeitung mit dem Titel „A User’s Guide to Restructuring the Global Trading System“ von November 2024 liefert offenbar den Rahmen für das aktuelle Handeln der US-Regierung. Mittlerweile kursiert es auch als „Mar-al-Lago Accord“.

Es zielt darauf ab, die globale Handels- und Finanzordnung zugunsten der USA radikal umzugestalten. Der Plan, benannt nach Trumps Anwesen in Florida, orientiert sich am Plaza-Abkommen von 1985 (Amtszeit von Ronald Reagan), das eine koordinierte Abwertung des US-Dollars vorsah.

US-Probleme

In der Trump-Regierung hat man offenbar erkannt, dass es in den USA wirtschaftlich so wie bisher nicht mehr weitergeht. Die Verschuldung der USA liegt inzwischen bei 36 Billionen US-Dollar. Alle 100 Tage kommt eine Billion an neuen Schulden hinzu. Die Zinslast liegt mittlerweile bei 1 Billion Dollar pro Jahr. Ein Grund dafür ist das seit Jahrzehnten bestehende Handelsbilanzdefizit der USA. 2024 betrug es 918 Mrd. Dollar. Davon machen China 263 Mrd. Dollar, Mexico 179 Mrd. Dollar und die EU 161 Mrd. Dollar aus. Das US-Haushaltsdefizit lag 2024 bei 1,9 Billionen Dollar.

Das Wirtschaftsmodell der USA besteht seit über 30 Jahren darin, Waren zu importieren und mit der Weltreservewährung US-Dollar zu bezahlen. Dabei reinvestieren die Handelspartner die erhaltenen und meist frisch gedruckten US-Dollars zum Teil direkt in US-Staatsanleihen. Durch diesen Mechanismus wurden die USA deindustrialisiert und abhängig. Gleichzeitig verarmt die US-Bevölkerung immer mehr. US-Vize-Präsident J. D. Vance hat das bereits 2016 in seinem Buch „Hillbilly Elegie“ eindrucksvoll beschrieben.

Länder wie China und Saudi-Arabien sind offensichtlich auch nicht mehr länger bereit, inflationierende Dollars als Gegenleistung für wertvolle Produkte und Rohstoffe zu akzeptieren. Durch den Zusammenschluss der BRICS-Länder gibt es nun eine Gegenmacht zur US-Hegemonie.

Abwertung des US-Dollar

Die Hauptziele des Mar-a-Lago Accords sind daher.

  1. Dollar-Schwächung: Durch gezielte Maßnahmen soll der Dollar abgewertet werden, um US-Exporte zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen zu steigern.
  2. Weltreservewährung: Gleichzeitig soll aber der Status des US-Dollars als Leitwährung der Welt aufrechterhalten werden. Vermutlich soll das über neue Stablecoins geschehen, die dezentral von Banken ausgegeben und durch US-Staatsanleihen gedeckt sind. Hierfür gibt es bereits ein US-Stablecoin-Gesetz, den GENIUS Act.
  3. Schuldenrestrukturierung: Ausländische Gläubiger sollen gezwungen werden, bestehende US-Staatsanleihen in langfristige, unverzinste Anleihen umzuwandeln, was die Finanzierungskosten der USA senken würde. Das wäre eine Enteignung oder eine Tributzahlung, je nachdem, wie man es sieht.
  4. National-Souvereign-Fund: Präsident Donald Trump hat am 3. Februar 2025 eine Executive Order unterzeichnet, die die Entwicklung eines Plans zur Schaffung eines Sovereign Wealth Fund (SWF) für die Vereinigten Staaten anordnet. Es geht darum, den US-Schulden werthaltiges Staatsvermögen wie Land, Rohstofflager und Gold gegenüberzustellen. Vorbilder sind die Staatsfonds von Norwegen, China und Saudi-Arabien.

Die US-Handelspartner werden darüber nicht erfreut sein. Trump probiert es aktuell mit maximalem Druck der US-Importzölle und mit Schutzgelderpressung. So werden militärische Sicherheitsgarantien als Verhandlungsmasse genutzt, um wirtschaftliche Zugeständnisse zu erzwingen.

Auswirkungen

Der Mar-a-Lago-Plan ist vor allem für die US-Handelspartner gefährlich und risikoreich. Er ist der ökonomische Hebel, um Donald Trumps Wahlslogan "Make America Great Again" zu verwirklichen. Zölle, Schuldenschnitte und drastische Einsparungen durch das von Elon Musk koordinierte DOGE-Programm sollen den US-Haushalt sanieren. Die Reindustrialisierung soll die US-Bürger besänftigen und neuen Wohlstand bringen. Problematisch könnte für die USA eine zollbedingte Inflation werden.

Für Deutschland wären die Auswirkungen des Mar-al-Lago Abkommemns fatal. Es scheint, dass sich die Bundesregierung mit dem neuen Billionen-Schuldenpaket schon einmal für die kommenden harten Zeiten wappnet.

Autor: Diplom-Ökonom Dr. Michael A. Peschke

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