Gaspreise im Steilflug

Kosten laufen aus dem Ruder

Pixabay | stevepb

Die Energiepreise waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im August 2021 um 24 % höher als im Vorjahresmonat und um 3,3 % höher als im Juli 2021. Erdgas verzeichnet dabei mit 44,2 % den höchsten Anstieg. Nun geht es im September fast schon explosiv weiter. Was steckt hinter dem Gaspreisanstieg?

Gaspreise – eine politische Größe?

Erdgas erhalten die deutschen Energieversorger überwiegend noch auf der Basis langfristiger Lieferverträge mit Russland (Gazprom), offenbar auch zu noch moderaten Preisen. Zur Sicherstellung der langfristigen Gasversorgung und Konditionen steht die neue Pipeline Nordstream 2 vor der Inbetriebnahme. Die USA, aber auch die bisherigen Gas-Transitländer Ukraine und Polen, versuchen den neuen Lieferweg seit langem zu verhindern. Die USA fürchten eine zu enge Bindung zwischen Deutschland und Russland und möchten in Europa ihr Fracking-Gas verkaufen. Hinter den Kulissen wird noch heftig gerungen.

Wenn aktuell von einer Gaspreisexplosion gesprochen wird, so sind damit nicht die langfristigen Lieferverträge, sondern Börsenpreise gemeint. Die wichtigste europäische Erdgasbörse mit einem Spot- und Terminmarkt liegt in Amsterdam. Sie gehört mittlerweile zu 100 Prozent dem US-amerikanischen Unternehmen Intercontinental Exchange (ICE), das auch die New York Stock Exchange betreibt. An der Amsterdamer Börse hat sich der Gaspreis seit Anfang 2021 nun mehr als verdoppelt. Experten befürchten einen weiteren Anstieg und Versorgungsengpässe. Hinzu kommt, dass die Gasspeicher in Europa nach dem kalten Winter und Frühjahr offenbar erst wieder zu Zweidrittel gefüllt sind. Nicht zu vergessen ist aber auch, dass die EU seit 2013 nicht mehr auf langfristige Lieferverträge, sondern auf die volatile, von den USA dominierte Energiebörse setzt.

Auf der politischen Bühne wird Russland derweil beschuldigt, die Gaspreise zu manipulieren und Lieferungen zu drosseln, um Nordstream 2 endgültig ans Laufen zu bringen. Politiker der Grünen stehen dabei in vorderster Linie. Russland weist alle Vorwürfe zurück und betont, dass die Erdgaslieferungen von Januar bis Ende August sogar 20 % höher als im Vorjahr liegen. Unternehmen hilft der Streit wenig, zumal auch andere Güter teurer werden.

Vorleistungspreise im August 

Neben steigenden Gaspreisen klettern nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auch die Preise für Vorleistungsgüter weiter, und zwar im August um 17,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat und um 1,4 % gegenüber Juli 2021. Hier die Preisentwicklung einzelner Güter: Nadelschnittholz (+ 124 %), Verpackungen aus Holz (+89,4 %), Betonstahl in Stäben (+ 87,2 %), Eisen (+ 58 %), Metalle (+ 34,9 %) und chemische Grundstoffe (+ 20 %). 

Risikomanagement für Unternehmen

Für einige Unternehmen, die energieintensiv sind und viele der teuren Vorprodukte einsetzen müssen, gehen die steigenden Einkaufspreise bereits an die Existenz, wenn sie die Preissteigerungen nicht an ihre Kunden weitergeben können. Solche operativen Kostenrisiken müssen neben den Risiken aus Lieferengpässen professionell gemanagt werden. Gefragt sind Controller, Einkäufer und Juristen. Überprüfen Sie dann alle Verträge auf ihre Preisflexibilität. Verlängern Sie nach Möglichkeit bereits heute Lieferverträge.
Und substituieren Sie Einsatzstoffe, Material, Vorprodukte und Lieferanten, falls technisch, vertraglich und marktmäßig möglich.

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