Jedes Pendel, das zu stark nach links oder rechts ausschlägt, kommt nach einiger Zeit mit Wucht wieder zurück auf die andere Seite. Es hat lange gedauert, aber seit der Wahl von US-Präsident Trump ist die libertär-konservative Konterrevolution spürbar und auch hörbar. So war die Rede von US-Vize-Präsident JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein Paukenschlag. Er vertrat die neue konservative Marschrichtung von Präsident Trump, die sich gegen die woke grün-linke Politik und Gesellschaftsströmung der letzten Jahre richtet und die mit zeitlicher Verzögerung auch Europa erreichen dürfte. Was hat JD Vance genau gesagt?

Er warf europäischen Regierungen vor, die Demokratie und Meinungsfreiheit einzuschränken, und betonte, dass die größte Gefahr für Europa nicht von außen, sondern von innen komme. Das steht im krassen Gegensatz zum bisherigen Selbstverständnis der EU-Politiker, die sich als Gralshüter der Demokratie verstehen und liberal-konservative Kritiker mit den Etiketten „rechts“ und „antidemokratisch“ versehen.

JD Vance betonte süffisant, dass nun „ein neuer Sheriff in der Stadt sei“, also ab jetzt ein anderer Wind weht. Er führte in seiner Rede mehrere Beispiele für mangelndes Demokratieverständnis in Europa an:

• Vance kritisierte, dass freie Meinungsäußerungen als Desinformation verfolgt würden, was er als Einschränkung der Meinungsfreiheit ansieht.
• Er sprach sich auch gegen die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD aus, die er als “Brandmauer” bezeichnete, und betonte, dass dies den Willen vieler Wähler ignoriere.
• Vance erwähnte zudem Fälle in Großbritannien und Schweden, die er als Angriffe auf christliche Werte ansieht, wie die Verurteilung eines Mannes für ein “stilles Gebet” nahe einer Abtreibungsklinik.
• Vance sagte schließlich, dass die Migration in Europa nicht ausreichend geregelt sei und dass dies zu Unzufriedenheit bei den Bürgern führe, die populistische Parteien wählen.

Hier die Rede im Originalton.

Deutsche Übersetzung.

US-Konzerne reagieren 

Viele US-Konzerne verabschieden sich bereits im vorauseilenden Gehorsam von woken Programmen wie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI). Trump selbst hat den Kampf gegen “Wokeness” zu einem zentralen Thema seiner Politik gemacht und kurz nach seiner Amtsübernahme angeordnet, alle Büros für Diversität und Inklusion in Bundesbehörden binnen 60 Tagen zu schließen.

Zu den Unternehmen, die solche Schritte unternommen haben, gehören z. B. Meta (Facebook), Walmart, McDonald’s, Disney, Google und Harley-Davidson. Die Gründe für diesen Rückzug sind vielfältig:

• Politischer Druck: Unternehmen wollen Konflikte mit der Trump-Administration vermeiden.
• Wirtschaftliche Überlegungen: Einige sehen DEI-Programme als kostspielig und nicht zwingend gewinnbringend.
• Öffentlicher Druck: Konservative Aktivisten haben erfolgreiche Kampagnen gegen “woke” Unternehmen geführt.

Während der Anti-Woke-Trend in den USA sehr ausgeprägt ist, zeigt sich Europa noch allenfalls abwartend. Gleichwohl reagieren bereits auch deutsche Konzerne mit starkem US-Geschäft. So stellt BMW seine erst 2021 eingeführten Gender-Sprachregeln wieder ein. Andere Unternehmen vermeiden Reizbegriffe wie DEI und sprechen eher von “Zugehörigkeit” oder “Fairness”.

Mit dem Trump-Slogan „drill baby drill“, der sich auf Ölbohrungen bezieht, ist auch klar, dass die Themen „Klima“, „Nachhaltigkeit“ und „ESG“ anders bewertet werden. Bei dem massiven Energiehunger von Künstlicher Intelligenz geht es ab jetzt wieder um preiswerte Energie. Deshalb wird in den USA und bei den Tech-Konzernen auch der Bau von Kernkraftwerken der neuen Generation vorangetrieben. Viele Unternehmen, Banken (selbst die FED) und Behörden ziehen sich aus Klimainitiativen zurück.

Vor dem Hintergrund dieser politischen Disruption, die auch die deutsche Gesellschaft über kurz oder lang erfassen wird, müssen Unternehmen ihre strategischen Positionen sorgfältig überdenken.

Autor: Diplom-Ökonom Dr. Michael A. Peschke