Steuern und Abgaben zu hoch

Deutschland verliert an Standortattraktivität

iStock, David Gyung

Deutschland hat international mit die höchsten Steuern und Abgaben. Betroffen ist vor allem die Mittelschicht und der Mittelstand. Alle Jahre wieder kommt eine Studie, die Deutschlands Spitzenstellung bei Steuern und Abgaben zeigt. Ende 2023 hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die jährlich die Steuer- und Abgabenlast untersucht. Unter den 38 Mitgliedsstaaten rangiert Deutschland mit einer Abgabenlast von 48,5 Prozent auf Platz 2. Nur in Belgien ist die Steuerlast auf Löhne und Gehälter noch höher.

Steuern für Unternehmen

Auch für Unternehmen ist Deutschland kein Steuerparadies. Während andere Länder ihre Steuersätze zum Teil gesenkt haben, ist das Steuerniveau durch Erhöhungen bei der Gewerbesteuer leicht angestiegen. Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Unternehmenssteuersatz in Deutschland bei 29,94 Prozent. Über 30 Prozent zahlen die Unternehmen in Portugal, Costa Rica und Australien. In Frankreich, den Niederlanden und USA liegen die Steuersätze bei rund 25 Prozent. Polen, Tschechien und die Schweiz kommen sogar auf nur rund 19 Prozent.

Mit 15 Prozent ist die Körperschaftssteuer in Deutschland schon einige Zeit konstant. Problematisch ist die Gewerbesteuer, die von den Kommunen erhoben und durch Hebesätze regional ausdiffrenziert wird. Der durchschnittliche Hebesatz liegt bei 14 Prozent. Viele Kommunen sind überschuldet und haben immer höhere Defizite zu beklagen. Die Gründe dafür liegen in steigenden Sozialabgaben wie Bürgergeld, wachsenden Pflegezuschüssen, Finanzierung von Krankenhausverlusten und steigendem Investitionsbedarf für Schulen und Infrastruktur.

Insgesamt lag das gesamte Steueraufkommen von Bund, Ländern und Kommunen 2023 bei 915,8 Mrd. Euro. Das sollte eigentlich reichen. Doch die Ausgabendisziplin der öffentlichen Hand lässt zu wünschen übrig. Verschwendungen sind an der Tagesordnung. Die Politik schreckt vor Steuersenkungen zurück. Sie fürchtet Einnahmenverluste. Dabei hat z. B. das IW Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen herausgefunden, dass dann steigende Investitionen die Verluste überkompensieren. Die Forscher gehen bei einer Senkung der Körperschaftssteuer auf 10 Prozent davon aus, dass bis 2033 zusätzliche 57 bis 115 Mrd. Euro in Deutschland investierte werden.

Neben den hohen Steuersätzen in Deutschland belasten auch die steigenden Sozialabgaben. Sie liegen aktuell einschließlich Arbeitsgeberbeiträge bei 41,5 Prozent. Die magische Grenze von 40 Prozent sollte eigentlich nicht überschritten werden. Nun ist bei einem mittleren Szenario sogar ein Anstieg auf 48,6 Prozent möglich. Kein Wunder, dass die Direktinvestitionen in Deutschland zurückgehen. Aber nicht nur die:

Belastungen für Beschäftigte

Es sind vor allem die Singles, die eine hohe Steuerlast tragen. Sie müssen im Durchschnitt 47,8 Prozent ihres Gehalts in Form von Steuern und Abgaben abgeben. Das ist die zweithöchste Belastung weltweit. Im OECD-Schnitt liegt dieser Wert bei 34,6 Prozent. Viele gut ausgebildete Fachkräfte meiden oder verlassen daher Deutschland.

Für Vermögende ist Deutschland hingegen ein Niedrigsteuerland, so Stefan Bach, Steuerexperte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW. Es gibt vor allem für Erbschaften und Immobilienvermögen viele Steuerprivilegien.

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