„Gold ist Geld, alles andere ist Kredit.“ Dieses Zitat wird dem Bankier John Pierpont Morgan (1837–1913) zugeschrieben. Offenbar ist die Zeit des Edelmetalls wieder gekommen. Der rasante Anstieg des Goldkurses seit Anfang 2024 scheint ein Vorbote zu sein. Was ist passiert?
Zentralbanken auf Einkaufstour
Nach Angaben des Worlds Gold Council haben die USA seit Anfang 2025 über 600 Tonnen Gold aus London und der Schweiz importiert. Das sind rund 13 Prozent der Fort-Knox-Reserven. Weltweit kaufen Zentralbanken seit drei Jahren massiv Gold. Besonders geopolitische US-Rivalen wie China und Russland stocken ihre Bestände schnell auf. China erlaubt Unternehmen mittlerweile sogar, US-Dollar-Reserven in Gold zu tauschen.
Gold nun Tier-1-Asset
Die starke Nachfrage der Zentralbanken nach Gold ist auch eine Absicherung gegen zunehmende geopolitische und wirtschaftliche Krisen. Die Bedeutung des US-Dollars als bisherige Reservewährung scheint zurückzugehen.
Gold wurde aber auch von der in Basel ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS – Bank for International Settlement), der Zentralbank der Zentralbanken, aufgewertet. Im Rahmen der sogenannten Basel-III-Regulierung wurde Gold von seiner bisherigen Reserveklasse 3 auf 1 hochgestuft. Gold ist nunmehr ein Tier-1-Asset mit einem Risikogewicht von 0 Prozent. Das Edelmetall ist den sichersten und liquidesten Vermögenswerten wie Bargeld und hochwertige Staatsanleihen regulatorisch gleichgestellt. Dies bedeutet, dass Banken physisches Gold als erstklassiges Sicherungsvermögen in ihren Bilanzen führen können, ohne dafür zusätzliche Eigenkapitalpuffer vorhalten zu müssen. Die Regel gilt in Europa seit dem 1.1.2025 und in den USA ab Juli 2025.
Goldnachfrage steigt
Durch die neue Einstufung wird physisches Gold für Banken attraktiver, da es als besonders sicherer und liquider Vermögenswert gilt. Zentralbanken können ihre physischen Goldbestände nun mit 100 Prozent als Kernkapital anrechnen, was den buchhalterischen Wert ihrer Reserven erhöht und zu einem weiteren Ausbau der Goldreserven geführt hat.
Nicht physisches Gold (Papiergold) wie Futures und Zertifikate wird dagegen regulatorisch benachteiligt: Banken müssen für diese Positionen 85 Prozent des Werts mit Eigenkapital hinterlegen, was die Haltung und den Handel mit Papiergold deutlich verteuert. Das kann Banken dazu veranlassen, den Umfang ihres Papiergoldgeschäfts zu reduzieren und sich noch stärker auf physisches Gold zu konzentrieren.
China mischt nun mit
Und noch eine Entwicklung könnte die Nachfrage nach physischem Gold erhöhen. Die chinesische Shanghai Futures Exchange (ShFE) will den Zugang für ausländische Investoren und Broker deutlich erleichtern. Ziel ist es, die Internationalisierung des Renminbi zu fördern und die globale Wettbewerbsfähigkeit der ShFE gegenüber etablierten Börsen wie der London Metal Exchange zu stärken.
An der Shanghai Futures Exchange (SHFE) wird auch aktiv mit Gold gehandelt. Wer einen Gold-Futures-Kontrakt an der SHFE bis zur Endfälligkeit hält, muss mit einer physischen Lieferung rechnen, sofern keine vorherige Glattstellung erfolgt. Die physische Lieferung ist ein zentrales Merkmal der SHFE-Goldkontrakte und unterscheidet sich damit von vielen westlichen Börsen, bei denen häufig nur ein Barausgleich (Cash Settlement) erfolgt. Die SHFE orientiert sich dabei am Prinzip, dass jeder physische Kontrakt auch tatsächlich mit physischem Gold hinterlegt ist.
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