Gastgewerbe 2030

Ein Blick in die Glaskugel

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Das Gastgewerbe in NRW erholt sich nach den zermürbenden letzten beiden Corona-Jahren so allmählich. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes verdoppelte sich der Umsatz im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Vergleich zum März 2019 beträgt das Minus aber immer noch rund 30 Prozent. Da zudem die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland im Moment nicht so rosig aussehen, müssen strategisch denkende Hoteliers und Gastronomen einen Blick in die Zukunft wagen und sich auf die großen zukünftigen Entwicklungen einstellen.

Gesamtwirtschaft

Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Sie beträgt in Deutschland offiziell bereits knapp 8 Prozent, inoffiziell und gefühlt wohl eher über 10 Prozent. Die Hauptursache ist nicht nur Putin, wie die EZB, Politik und Medien uns weismachen wollen. Es ist vielmehr das hemmungslose „Gelddrucken“ der Europäischen Zentralbank. So beträgt allein der in den letzten drei Jahren aus dem Nichts erschaffene Geldüberhang rund 4-5 Billionen Euro. Die Energiewende, der Ukraine-Krieg, die gestörten Lieferketten, der schwache Euro und die nun einsetzenden Lohnerhöhungen werden die Inflation weiter nach oben treiben. Gastronomen und Hoteliers müssen also weiterhin mit hohen Einkaufspreisen rechnen und sich überlegen, wie die Preise an die Gäste weitergegeben werden können.

Neben der Inflation besteht die Gefahr, dass Deutschland in eine Rezession rutscht. Man spricht dann von einer Stagflation. Nach dem letzten, auf einem Tiefstand angelangten GFK-Konsumbarometer halten die Deutschen in der Inflation ihr Geld zusammen. Hinzu kommen jetzt die steigenden Zinsen, die klassischerweise konjunkturdämpfend wirken.

Geldsystem

Ursache der wirtschaftlichen Misere ist die extreme Verschuldung der Euro-Länder, vor allem der Südländer Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland. Sie haben sich in den letzten Jahren fast ausschließlich über die EZB-Geldschöpfung zu künstlich niedrig gehaltenen Zinssätzen finanziert, was nach den Maastricht-Verträgen eigentlich verboten ist. Dadurch sind Blasen in den Immobilien- und Aktienmärkten entstanden, die nun zu platzen drohen. Das ganze westliche Geldsystem scheint nicht nur in Europa an seine Grenzen zu stoßen. Ziel scheint es daher zu sein, das Bargeld abzuschaffen und ein digitales Zentralbankgeld (digitaler Euro) einzuführen. Wer mehr darüber wissen möchte, dem seien die Bücher „Schönes neues Geld“ und „Endspiel des Kapitalismus“ des Handelsblatt-Redakteurs Norbert Häring empfohlen. Die Auswirkungen dieses Trends auf das Gastgewerbe mit seinem noch traditionell hohen Bargeldanteil werden groß sein.

Demografie

Der aktuelle akute Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie ist ein Vorbote des kommenden demografischen Wandels. Die Baby-Boomer-Generation geht in den nächsten Jahren schrittweise in Rente und hinterlässt eine riesige Lücke, die nur durch qualifizierte Migration ausgeglichen werden kann. Die junge Generation wird sich die Jobs aussuchen können. Das Gastgewerbe muss sich daher neben einer ordentlichen Bezahlung etwas Grundlegendes einfallen lassen.

Digitalisierung

Ein möglicher Weg ist eine konsequente Digitalisierung und Automatisierung aller Geschäftsprozesse von der Buchung über das Einchecken bis hin zur Bezahlung. In allen Branchen gibt es den Trend, dass entweder Kunden viele Arbeiten digital unterstützt selbst übernehmen oder gleich von Künstlicher Intelligenz gesteuert und abgewickelt werden.

Nachhaltigkeit

Politisch gewollt ist auch die sogenannte Klimawende. Sie wird nicht nur die Energiepreise in Deutschland im Gastgewerbe weiter nach oben treiben, sondern auch das Verbraucherverhalten der Gäste beeinflussen. Grün zu sein, zu reisen, zu übernachten und zu essen liegt voll im Trend. Clevere Hoteliers und Gastronomen richten sich schon lange darauf ein. Gefragt sind daher z. B. nachhaltiges Bauen und eine regionale Küche.

Urbanität

Es scheint so zu sein, dass die Politik nicht nur in China, sondern auch im Westen auf Smart Cities setzt. Die Menschen sollen verstärkt in Großstädten leben, die voll digitalisiert sind. Es gibt weltweit zahlreiche Musterstädte wie etwa die Woven City von Toyota in Japan oder die Smart-City-Projekte in Berlin. In Zukunft sollen diese Megastädte durch sogenannte Vertical Indoor Farms direkt vor Ort versorgt werden. Manche Restaurants wie das Beba in Berlin züchten nach diesem Prinzip bereits ihre Salat- und Gemüsezutaten in Großschränken selbst.

Politisches Ziel scheint in diesem Kontext auch die Reduzierung der Individualmobilität und des internationalen Tourismus zu sein. Für das deutsche Gastgewerbe wäre das gut, wenn dadurch mehr Konsum auf das Inland konzentriert wäre. Ländliche Hotels könnten davon profitieren, dass es die urbane Gesellschaft zur Erholung von ihrem digitalen Großstadtalltag in die echte Natur auf dem Lande zieht.

Fairness

In den Großstädten und vor allem in akademischen Kreisen nimmt die Diskussion um Fairness und Inklusion schon groteske Züge an. Es ist gut, wenn es um Gleichberechtigung und faire Bezahlung geht. Doch was sich aktuell um das sprachliche Gendern und „wokes“ Verhalten abspielt, hat schon Züge eines Kulturkampfes. Wie auch immer, Hotels und Restaurants werden sich dazu positionieren müssen. Es fängt bereits mit der Frage an, wie die Gäste auf der eigenen Website und in der Speisekarte angesprochen werden. Die sprachlichen Varianten sind jedenfalls kaum noch zu überblicken.

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